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Zwischen Einführung der Hunter-Strategie und Grounding der Swissair-Flotte verstrichen gerade mal drei Jahre. In dieser Zeitspanne wurde eine gesunde und cashstarke Airline zu Fall gebracht.
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1997: Die Swissair erhält einen neuen Chef: Philippe Bruggisser setzt sofort ein Sparprogramm um. Wildfremde schreien ihn auf der Strasse an, er solle sich in Grund und Boden schämen.
1998–2000: Bruggisser präsentiert die Hunter-Strategie. Er kauft Beteiligungen an Volare, Air Littoral, LTU, AOM, Air Liberté, TAP, Air Europe, LOT, SAA.
2000: Die Einkäufe leeren die Kasse. Analysten prophezeien der Firma vom Balsberg für die folgenden drei Jahre Verluste von bis zu 4,5 Milliarden.
Januar 2001: Die Verluste häufen sich. Bruggisser fliegt aus der Swissair. Der neue Pilot, Moritz Suter, lässt den Steuerknüppel nach nur 44 Tagen wieder los.
März 2001: Als eine Studie die Schieflage der Airline aufdeckt, treten fast alle Verwaltungsräte zurück. Mario Corti bleibt und wird neuer Konzernchef. Mölleney musste über 5000 Kündigungen schreiben. Darunter auch seine eigene.
Frühling/Sommer 2001: Corti muss für 2000 einen Verlust von 2,9 Milliarden ausweisen. Swissôtel sowie die Verlustbringer AOM und Air Liberté werden versilbert.
September 2001: Die Anschläge vom 11. September stossen die Swissair endgültig in die Krise. Corti signalisiert, dass die Firma im Oktober zahlungsunfähig sein könnte.
Tag der Schande: Am 2. Oktober 2001 blieben die Flieger der stolzen Swissair am Boden – und hinterliessen bei Chefs, Mitarbeitern und vielen Schweizern tiefe Narben.
2. Oktober 2001: Das Geld ist endgültig ausgegangen. Die Swissair-Flieger bleiben am Boden. Die Bilder der in Kloten sauber geparkten Flugzeuge gehen um die Welt.
April 2002: Am 1. April landet in Zürich das letzte Swissair-Flugzeug: SR 145 aus São Paulo. Nach 71 Jahren Fliegerei hebt die Schweizer Airline nicht mehr ab. Ein Ex-Swissair-VR gibt zu: «Wir haben unsere Aufsichtspflicht nicht wahrgenommen.»
Januar 2007: Beim mit Spannung erwarteten Prozess sind 16 einstige Führungskräfte sowie drei Externe angeklagt. Der Grossteil der Angeklagten (im Bild Mario Corti) schweigt beharrlich.
Juni 2007: Alle Angeklagten werden freigesprochen. Sie erhalten drei Millionen an Entschädigung. Corti, der letzte Chef, kassiert 488 000 Franken.
Mario Corti (64), Ab März 2001 CEO und Präsident. Heute: Fluglehrer in den USA.
Philippe Bruggisser (63), CEO 1996 bis Januar 2001. Heute: Berater Luftfahrt.
Jacqualyn Fouse (50), CFO Juni bis Oktober 2001. Heute: CFO Celgene, USA.
Georges Schorderet (58), CFO 1995 bis Juni 2001. Heute: COO Almarai.
Matthias Mölleney (51), Personalchef 1998 bis 2002. Heute: Unternehmensberater.
Bénédict Hentsch (62), VR 1989 bis Januar 2002, Heute: Banker.
Paul-Antoine Hoefliger (72), VR 1978 bis 2001. Heute: Bankrat BCV.
Eric Honegger (65), VR 1993 bis 2001. Heute: diverse VR-Mandate.
Gerhard Fischer (78), VR 2000 bis 2001. Heute: Pensionär.
Andres Leuenberger (73), VR 1995 bis 2002. Heute: Pensionär.
Lukas Mühlemann (61), VR 1995 bis 2001. Heute: Investor.
Thomas Schmidheiny (65), VR 1980 bis 2001. Heute: Investor, Weinbauer.
Vreni Spoerry (73), VR 1988 bis 2001. Heute: Pensionärin.
Gaudenz Staehelin (74), VR 1984 bis 2001. Heute: Pensionär.