Lead
Die Schweizer Wirtschaft ist stark globalisiert. Deshalb geht sie den Handel mit China offensiv an.
Content
NOCH IST CHINA NICHT unter den zehn wichtigsten Handelspartnern der Schweiz. Das Wachstum ist jedoch rasant: Importe aus China haben mittlerweile die Grössenordnung der Einfuhren aus Spanien erreicht. Und bei den Exporten ist China der zweitwichtigste asiatische Zielstaat, knapp hinter Japan. Rechnet man Hongkong noch hinzu, dann hat die Schweiz im vergangenen Jahr Waren im Wert von elf Milliarden Franken ins Reich der Mitte geliefert – mehr als nach England. Gegenwärtig sind rund 300 Schweizer Firmen in China präsent. Sie beschäftigen 55  000 Mitarbeiter. Die wichtigsten sind ABB, für die China der grösste Firmenstandort ist, sowie Nestlé. Beide haben je rund 13  000 Leute vor Ort. Für die stark globalisierte Schweizer Wirtschaft ist China ein vergleichsweise gutes Pflaster. Das zeigt sich an zwei Besonderheiten. Die erste: In der Schweiz arbeiten Bundesbern und Wirtschaft Hand in Hand auf ein bilaterales Freihandelsabkommen mit China hin, vor dem viele andere Staaten zurückscheuen – weil sie befürchten, bei schrankenlosem Handel vom Reich der Mitte überrollt zu werden. Dass die Schweiz offensiver vorgeht, liegt an der zweiten Besonderheit: «Wir haben, was aussergewöhnlich ist, einen Überschuss in der Aussenhandelsbilanz mit China», sagt Gregor Kündig, Chinaexperte beim Wirtschaftsdachverband Economiesuisse: Es werden mehr Güter nach China exportiert als von dort eingeführt. Damit können nur wenige Staaten glänzen. Die Schweiz ist besonders stark im Maschinenbau – die Chinesen wollen hochwertige Produktionsanlagen und zahlen gut dafür. Auch Finanzdienstleister sind in China aktiv und warten auf die stufenweise Öffnung der Märkte, Pharmaunternehmen haben sogar Forschungseinrichtungen angesiedelt. Ungetrübt ist die Lage aber nicht. Eine unveröffentlichte Studie der Beratungsfirma Bain zeigt, dass sich ausländische Direktinvestitionen in China wesentlich langsamer auszahlen als etwa in Russland. Gründe sind der scharfe Wettbewerb, das schnelle Kopieren ausländischer Technologie und der lange Planungshorizont, den Investitionen in China mit sich bringen. Das schmälert die Renditen und erhöht das Risiko. Schweizer Firmen dürften rund acht Milliarden Franken in China investiert haben. Wie rentabel, dazu existieren keine Daten. Internationale Befragungen legen nahe, dass maximal zwei Drittel der investierenden westlichen Firmen Profite in China erzielen. DAS PROBLEM des Raubkopierens betrifft Schweizer Unternehmen weniger – mit Ausnahme der Uhrenindustrie. Für die ist allerdings China ein eminent wichtiger Markt, zumal Kaufkraft und Konsumlust wachsen. Insofern beisst die Uhrenindustrie auf die Zähne und hofft auf eine schweizerisch-chinesische Arbeitsgruppe, welche die chinesische Kopierfreudigkeit eindämmen möchte. Angesichts der Ausmasse des Riesenstaates und der ungeklärten Frage, ob der politische Wille dazu ausreichend vorhanden ist, müssen die Uhrenfirmen wohl sehr viel Geduld aufbringen. Schreiben Sie uns Ihre Meinung zu diesem Artikel.
Author Prefix
by
Authors
Enriched
No
Show modification date
Yes
Modification date
Guider content
No
Has Video
Off
ProLitteris Export Success